
Dr. Matthias Dubowy
Vorstandsvorsitzender
Interview
Seit mittlerweile einem Jahr bist Du der Vorsitzende des Ortsverbandes Butzbach der FDP. Vielen Butzbachern wirst Du bislang nicht bekannt sein. erzähl doch mal etwas zu Deiner Person.
Ursprunglich komme ich aus dem Rheinland, habe in Köln Chemie und Volkswirtschaftslehre studiert und dann in Frankfurt beim Pharmaunternehmen Aventis im Finanzbereich zu arbeiten begonnen. Den Finanzen bin ich treu geblieben und habe mich dort in Richtung Business Intelligence entwickelt. Das ist die Grenze zwischen Controlling und IT. Seit gut 20 Jahren mache ich jetzt also Projekte im Finanz- und im IT-Bereich.
Lange Zeit habe ich mit meiner Frau in Friedberg gewohnt, aber als die Kinder kamen und es etwas eng wurde in der Wohnung, sind wir durch die Wetterau gekurvt auf der Suche nach einem Familienheim – und da haben wir uns sofort in Butzbach verliebt. Der wunderschöne Marktplatz, die optimale Verkehrsanbindung, die gute Verfügbarkeit aller Schulformen, wir wussten schnell: Hier bleiben wir – und heute wissen wir: das war eine gute Entscheidung.
Was hat dich motiviert, dich politisch zu engagieren – und warum gerade bei der FDP?
Demokratie lebt vom Mitmachen. Ich wollte verstehen, wie politische Entscheidungen zustande kommen und mich dabei auch einbringen. Motzen und schimpfen ist immer leicht, Veränderungen herbeiführen ist viel schwerer. Die Entscheidung für die FDP fiel mir leicht. Ich verbinde mit der Partei ein Bekenntnis zur Freiheit, zum mündigen Bürger, zur Chancengerechtigkeit. Um mit einem Bild aus dem Sport zu sprechen: Bei einem Wettlauf wird es nicht gelingen, dass alle Läufer gleichzeitig ankommen. Aber es liegt mir sehr am Herzen, dass alle Läufer die gleichen Startmöglichkeiten haben.
Du hast den langjährigen Vorsitzenden Oliver Löhr abgelöst – wie kam es dazu?
Oliver hat viele Jahre den Ortsverband geführt und war gleichzeitig unser Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung. Das ist eine große Arbeitsbelastung und bislang war die Verbindung der beiden Positionen in der FDP Butzbach auch die Ausnahme. In der Regel gab es eine Trennung der beiden Aufgaben, um die Arbeit auf mehrere Personen zu verteilen. Oliver macht einen super Job als Fraktionsvorsitzender und er war froh, die Verantwortung für den Ortsvorsitz abgeben zu können. Die Zusammenarbeit klappt super und macht viel Spaß.
Welche Schwerpunkte willst Du in der FDP Butzbach voranbringen?
Generell: Alleine bewegt man ja gar nichts. Wir sind hier in der Butzbacher FDP eine bunte Gruppe, von den Julis (jungen Liberalen) bis zu rüstigen Senioren und alle mit unterschiedlichen Hintergründen. Insofern werden wir unseren Weg gemeinsam gehen. Ich spreche jetzt mal als Chemiker: Ich sehe mich selber da eher als Katalysator, der die Ideen aus dem Ortsverband aufnimmt und etwas organisatorische Unterstützung leistet. Und im letzten Jahr hat das gut funktioniert. Wir versuchen, mit Infoständen auf dem Marktplatz auch präsent zu sein und für Gespräche zur Verfügung zu stehen, wenn mal keine Wahl ist. Zu unseren regelmäßigen politischen Stammtischen laden wir explizit immer alle Interessierten ein, gleich welcher politischen Coleur – der Austausch ist uns als Ortsverband sehr wichtig. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir in den nächsten Jahren weitere Menschen für Politik interessieren könnten.
Wo siehst Du die Schwerpunkte der Arbeit der FDP in und für Butzbach?
Wir als Butzbacher FDP haben uns immer als Ideengeber verstanden. Wir möchten Diskussionen anstoßen und die Stadt weiterbringen. Und wir sehen uns auch als Sprachrohr der Bürger gegen eine manchmal etwas übermächtige „Regierungskoalition“ in der Stadtverordnetenversammlung.
Butzbach hat enormes Potenzial mit seiner Lage an der Autobahn und der Bahnstrecke und der Nähe zum Ballungsraum Rhein-Main. Und Butzbach ist sehr, sehr lebenswert. Das soll so bleiben, dazu braucht es eine gezielte Weiterentwicklung. Dazu muss natürlich auch die Kasse stimmen, also ist eine sinnvolle Wirtschaftsförderung angeraten. Das eröffnet dann Spielräume für politische Gestaltung. Die vielen Stadtteile dürfen dabei nicht vergessen und nicht abgehängt werden.
Welche Themen sind Dir als liberaler Kommunalpolitiker besonders wichtig?
Vielleicht ist es im politischen Raum nicht immer üblich, aber generell liegt mir Ehrlichkeit am Herzen. Sagen, was man denkt – und tun, was man sagt: Das ist für mich der Maßstab.
Ich glaube, viele Menschen haben den Glauben an die Ehrlichkeit in der Politik verloren und das treibt sie dann auch in die Arme von populistischen Parteien – die diese Ehrlichkeit meiner Ansicht nach aber noch viel weniger leben. Ich gebe auch offen zu, dass auch die FDP ihren Teil zu dieser Politikverdrossenheit beigetragen hat. Das macht mich weder glücklich noch stolz. Aber noch habe ich den Idealismus, da etwas verändern zu können – und sei es nur auf kommunaler Ebene. Und hier vor Ort lebt doch die liberale Idee der Eigenverantwortung in besonderer Weise. Die Nachbarschaftshilfe oder die Genossenschaft „das gute Haus“ – da hilft der eine Mensch dem anderen und die Stadt unterstützt nur dabei, den Rahmen zu setzen. Das kann wirklich gut funktionieren. Mir sind Eigenverantwortung und ein ehrlicher, offener Dialog sehr wichtig. Dabei geht es mir um konstruktive Zusammenarbeit statt ideologischer Grabenkämpfe. Prinzipiell gehe ich immer davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass mein Gegenüber Recht hat – oder dass dessen Idee besser ist als meine. Und wie toll, wenn man gemeinsam eine Lösung findet, wo ich alleine gar keine Idee hatte.
Und ich bin fest überzeugt: Wenn wir es schaffen, diese Verbindlichkeit, klare Kommunikation und praktische Verbesserungen vor Ort zu leben, dann hat liberale Politik auch in Butzbach eine echte Zukunft.