Ladestationen für E-Bikes: Stadt rennt Fördersummen blind hinterher

15.03.2017

Kritisch sieht die Butzbacher FDP das Bestreben der Stadt, Ladestationen für E-Bikes zu errichten. Während aus dem Rathaus oft zu hören sei, dass die Stadt kein Geld für durchaus wünschenswerte Investitionen habe, spiele dies bei den unter dem Förderschwerpunkt Tourismus und Naherholung des sogenannten LEADER-Projekts gefassten E-Bike-Ladestationen offenbar keine Rolle. „Butzbach ist federführend für alle am Projekt beteiligten Gemeinden der LEADER-Region Wetterau tätig. Eine Ladestation soll ca. 10.000 Euro kosten, wovon 7.000 Euro die EU übernimmt. Somit beläuft sich der Anteil von Butzbach auf immerhin 3.000 Euro (s. BZ vom 15.12.2016). Warum muss eine finanziell klamme Gemeinde überhaupt solch eine Aufgabe übernehmen?“, fragen die FDP-Stadtverordneten Dr. Christoph Bindhardt und Daniel Libertus in einer Pressemitteilung.

Während kleine, aber für alle Bürger sinnvolle Investitionen wie die Reparatur eines seit Jahren beschädigten Bürgersteigs im Degerfeld schlichtweg nicht angegangen würden, renne die Stadt bei den Ladestationen für E-Bikes wieder einmal blind einer in Aussicht stehenden Fördersumme hinterher, ohne sich mit der Frage zu beschäftigen, worin denn eigentlich der konkrete Nutzen bestehe.

Wenn Landrat Joachim Arnold (SPD) die Wetterau als „Wanderparadies“ bezeichne, das über 1000 Kilometer gut beschilderter Radwege verfüge, stimme diese Beschreibung für den Limes-Radweg in Butzbach schon einmal nicht. Ohnehin stelle sich die Frage, ob es sinnvoll ist, dass sich die Kreisverwaltung um die Errichtung von E-Bike-Ladestationen kümmert oder ob dies nicht besser der Privatwirtschaft überlassen werden sollte. „Natürlich ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle des Wetteraukreises. Wenn die Stadt etwas für die Radfahrer tun möchte, gibt es sinnvollere Möglichkeiten, z.B. die Stärkung des örtlichen Radverkehrs. Im Gegensatz zum Elektroauto wird durch den Umstieg auf ein E-Bike kein Gramm CO2 eingespart“, so Bindhardt und Libertus.

Auch wenn die Akkus nach einer gewissen Zeit aufgeladen werden müssten, sei fraglich, ob dies in der Praxis tatsächlich an den Ladestationen passiere. Im Allgemeinen sorgten die Radler selbst dafür, dass sie je nach der Länge der gewünschten Fahrtstrecke ausreichend große Akkus haben, so dass das Aufladen die Ausnahme bleibe. Zudem bestehe schon heute die Möglichkeit, Akkus an Rasthöfen und Gaststätten aufzuladen. Sinnvoller erscheint den FDP-Vertretern eine Kombi-Lösung, wie sie Bad Nauheim anbiete. Dort gebe es eine gemeinsame Ladestation für Elektroautos und E-Bikes, die kostenlos benutzt werden könne. „Wenn die Kooperation in ihrem Vertrag Ladestationen für E-Autos fordert, sollte es möglich sein, dem Bad Nauheimer Beispiel zu folgen und beides zu realisieren“, so Bindhardt und Libertus. Butzbach solle sich deshalb in Bad Nauheim nach den bisherigen Erfahrungswerten erkundigen, um Rückschlüsse auf den zu erwartenden Nutzungsgrad ziehen zu können.

Abschließend weisen die Liberalen auf die hohen Kosten von qualitativ hochwertigen E-Bikes hin. So seien die im Vorjahr von der Stiftung Warentest mit gut bis sehr gut getesteten Fahrräder zwischen 1.800 und 3.300 Euro teuer gewesen. Auch würden entsprechend leistungsstarke Akkus mit bis 500 Wattstunden (Wh) verwendet, was sich auch auf die Reichweite auswirke. Radfahrer, die weite Strecken fahren, hätten meistens ein Doppelpack dabei und seien infolgedessen weitgehend unabhängig von Ladestationen, zumal beispielsweise auch abends im Hotel aufgeladen werden könne.