Andere Sorgen als Straßennamen

24.06.2017

Die kürzlich veröffentlichen Pläne des CDU-Stadtverbandes, Butzbacher Straßen nach ehemaligen Bundeskanzlern zu benennen, haben die Freien Demokraten zum Anlass genommen, nochmals auf die Dringlichkeit eines Verkehrskonzeptes für die Stadt hinzuweisen. „Wir haben prinzipiell kein Problem damit, wenn unsere Straßen die Namen von großen Persönlichkeiten tragen, die unser Land entscheidend geprägt haben. Der Zukunft unserer Stadt und dem Wohl der Butzbacher Bürger wäre aber wesentlich mehr gedient, wenn die CDU sich endlich auch für ein tragfähiges und nachhaltiges Verkehrskonzept stark machen würde, wie es die FDP seit geraumer Zeit fordert. Leider ist unsere Forderung bezüglich der Erstellung eines Verkehrskonzeptes entgegen anders lautender Aussagen des Bürgermeisters und der Kooperation bis heute nicht im Ausschuss thematisiert worden“, kritisiert die FDP-Stadtverordnete Marion Stahl.

Natürlich könne man darüber diskutieren, welche verstorbenen Persönlichkeiten eine nach ihnen benannte Straße verdient hätten. Zumal bei den zahlreichen Neubaugebieten in Butzbach nicht die Gefahr bestehen sollte, dass jemand zu kurz komme. Und ja, natürlich würden sich die Liberalen auch darüber freuen, wenn Butzbach zudem noch eine Hans-Dietrich-Genscher-Straße oder eine Theodor-Heuss-Allee bekäme. Der SPD würde es mit einer Helmut-Schmidt-Straße sicher nicht anders gehen. Das könne man alles einvernehmlich beschließen. Es dürfe jedoch nicht der Eindruck entstehen, als gäbe es in Butzbach keine anderen Sorgen als sich über zukünftige Straßennamen Gedanken zu machen.

In Anbetracht der ansonsten äußerst lethargischen Herangehensweise der CDU Butzbach in Verkehrsfragen wirke der Eifer hinsichtlich der geforderten Umbenennungen von Straßennamen geradezu grotesk. „Wir haben in Butzbach gerade im Verkehrsbereich wahrlich andere Probleme: die planlose Bestimmung von Bereichen für neue Wohngebiete, die Erweiterung von bestehenden Wohngebieten, die Anfahrtswege zu den Schulen, die totale Überlastung der Ortsdurchfahrt und der B3 infolge von Staus auf der A5 sowie der unausgereifte Ausbau von Verkehrsknotenpunkten wie dem REWE Center oder der Abfahrt Degerfeld“, so die Aufzählung Stahls. Die Neuplanung der B3 bringe diesbezüglich noch keine Verbesserungen mit sich, da die Ausführung nicht in der näheren Zukunft geschehe.

„Wenn sich die verkehrspolitischen Impulse der CDU auf die Umbenennung von Straßen beschränken, muss auch in Anbetracht der Prominenz der potentiellen Namensgeber die Frage erlaubt sein, ob die Prioritäten noch richtig gesetzt werden oder ob die Verhältnismäßigkeit zwischen dem parteipolitisch Wünschenswerten und dem verkehrspolitisch Notwendigen nicht längst aus dem Lot geraten ist“, schlussfolgert Stahl.